Ärztefon hilft Notfallkosten zu sparen

Die medizinische Notfallnummer der Bezirke Zürich und Dietikon erledigte 2001 jeden fünften Anruf, ohne dass ein Arzt ausrücken musste.

Von Paula Lanfranconi

   Wer die Nummer 01 269 69 69 anruft, wird nicht mit einem Arzt verbunden, sondern mit einer Pflegefachkraft oder, neuerdings, auch mit einer erfahrenen Praxisassistentin. Unter der Oberhoheit von Zürimed, dem Ärzteverband der Bezirke Zürich und Dietikon, leisten elf Fachkräfte rund um die Uhr anspruchsvolle telefonische Triagearbeit. Dabei, sagte gestern Bernhard Arnet, Präsident von Zürimed, gehe es nicht einfach nur darum, sämtlichen Anrufenden so rasch als möglich einen Notfallarzt vorbeizuschicken. In jedem fünften Fall half bereits die einfühlsame Beratung durch das Ärztefon.
   Das rechnet sich, denn der Einsatz eines Notfallarztes kostet, ohne Medikamente, im Schnitt 23o Franken. Umgerechnet auf die rund 180'000 Anrufe sparte das Ärztefon 2001 durch die telefonische Beratung rund 8,3 Millionen Franken ein. Das freut die Gemeinden der Bezirke Zürich und Dietikon, welche 75 Prozent der Kosten des Ärztefon berappen; den Rest übernehmen die Ärztinnen und Ärzte von Zürimed. Die Zahlungsmoral der Notfallpatienten ist schlecht: Nach vier Monaten ist jede zweite Rechnung noch nicht bezahlt.
   Die Umbrüche im Gesundheitswesen gingen nicht spurlos an der 39 Jahre alten Notfallzentrale vorbei. In den letzten Jahren entstanden profitorientierte «Konkurrenten» wie die SOS Ärzte oder Callcenter wie Medgate oder Medi-24, wo die Anrufenden von (teuren) Ärzten beraten werden. Nach einem betriebswirtschaftlichen Vergleich kam Zürimed indes zum Schluss, eine offizielle Notfallzentrale wie das Ärztefon sei «zweckmässiger und kostengünstiger» als ein Callcenter.

Psychosoziale Probleme

   Allgemein greifen die Leute heute rascher zum Notfalltelefon. «Viele Einsätze», sagte Walter Grete, Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich, «sind heute psychosozialer Natur. Es geht um Schlägereien und häusliche Gewalt, den Leuten ist es lieb, wenn der Notfallarzt sie nicht kennt.» Um den steigenden Anforderungen besser gerecht zu werden, hat das Ärztefon seit anderthalb Jahren einen ärztlichen Leiter. Dem Personal steht neu ein Leitfaden für die telefonische Triage zur Verfügung.
   Offensichtlich leisten die elf Fachkräfte der medizinischen Notfallnummer gute Arbeit: Laut einer Umfrage beurteilen 91 Prozent der Antwortenden die Betreuung am Telefon als freundlich und kompetent. 68 Prozent hatten innerhalb von 30 Minuten Kontakt mit dem Notfallarzt. Ein Notfallarzt ist übrigens nicht zu verwechseln mit einem Notarzt: Notärzte meistens sind es Anästhesisten - können in der Schweiz nicht von Laien aufgeboten werden; sie kommen via Sanität und nur bei lebensbedrohlichen Krankheiten oder Unfällen zum Einsatz.

Tagi Freitag 23.8.2002 Seite 15

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