FORSCHUNG UND TECHNIK | Mittwoch, 9. April 2003 - Nr. 83 | |||
Ein männlicher Löcherkrake
ist etwa so gross wie das Auge dieses weiblichen Tieres. (Bild Peter Wirtz)
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Löcherkraken - Segler der offenen Ozeane |
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Der sogenannte Sexualdimorphismus - das Phänomen, dass Männchen und Weibchen einer Tierart deutlich verschieden aussehen - ist im Tierreich weit verbreitet. Zu seines häufigeren Ausprägungsformen gehören Unterschiede in der Grösse von Männchen und Weibchen. Einen in dieser Beziehung extremen Fall haben unlängst neuseeländische Wissenschafter dokumentiert. Sie berichten, dass männliche Löcherkraken (Tremoctopus violaceus) maximal drei Zentimeter lang werden und etwa ein Viertel Gramm wiegen. Dagegen messen weibliche Exemplare mit ausgestreckten Armen im Durchschnitt etwa 1,5 Meter. Das Männchen, das etwa so gross ist wie das Auge des Weibchens, paart sich mit seiner rund 40'000-mal schwereren Partnerin, indem es einen speziell ausgebildeten, mit Spermien gefüllten Arm in die Körperöffnung des Weibchens einführt. Der Arm bricht dabei ab und kriecht von selbst in das Innere des Weibchens, wo er einige Zeit «weiterleben» kann. Forscher haben im Körper eines |
Weibchens schon mehrere solcher abgebrochener Arme gefunden.
Der männliche Löcherkrake, so nimmt man an, überlebt den Verlust des Armes
nicht und stirbt nach der Paarung.
Löcherkraken leben im offenen Ozean der tropischen und subtropischen Meere. Wie alle Kraken (Ordnung Octopoda) besitzen auch acht Arme. Einer davon ist beim Männchen zum beschriebenen «Begattungsorgan» umgebaut. Bei den Weibchen sind die oberen vier besonders Lang. Zwischen ihnen ist eine Membran wie ein Segel aufgespannt. Diese gab den Tieren ihre portugiesische Bezeichnung «polvo de véu» (Segelkrake) und den englischen Names «blanket octopus». Der deutsche Name Löcherkrake bezieht sich auf zwei runde Löcher in der Membran, deren Funktion unbekannt ist. |
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